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Editorial

Ja zur Ehe für alle ist auch ein Ja zur Leihmutterschaft

Sämtliche Meinungsumfragen bestätigen deutlich: Die „Ehe für alle“ ist in grossen Teilen der Bevölkerung unbestritten. Es ist nur eine kleine Minderheit die bestreitet, dass sich lieben darf wer sich liebt – unabhängig des Geschlechts – und dass ein Homosexuelles Paar exakt dieselben Wünsche, Träume, Bedürfnisse und Rechte hat wie ein Heterosexuelles. Auch der Schreibende wird ein „Ja“ einlegen. Natürlich kann man mit Fug und Recht sagen, dass die Ehe eine rein kirchliche Institution sei (was korrekt ist), und der Staat deshalb nicht darauf Einfluss zu nehmen habe, wer sich ehelichen darf und wer nicht. Nur: Der Staat erhebt und verteilt auch die Kirchensteuern, weshalb sich die Kirche nicht wundern darf, dass der Staat auch Einfluss nehmen will. Dieselbe Analogie gilt übrigens auch für das Medienförderungsgesetz, aber dazu ein Andermal.

Der grösste Teil des Nein-Lagers dürfte Schwierigkeiten mit der Samenspende haben, die Teil desselben Gesetzespakets ist. Und an dieser Stelle wird es tatsächlich schwierig. Lesbischen Paaren sollen damit eigene Kinder ermöglicht werden, was ja im Sinne der Gleichberechtigung sei. Nicht-lesbische (also Heterosexuelle) Paare dürften ja auch Kinder bekommen. Und sie dürfen auch die Samenspende in Anspruch nehmen, wenn das Paar ansonsten kein Kind zeugen kann. Das Argument kann man nachvollziehen, nur beginnt damit das Dilemma.

Wenn es die Gleichberechtigung erfordert, dass lesbische Paare Kinder bekommen können, ist es nur konsequent, wenn schwule Paare  das auch können. Möglich ist das nur mit der in der Schweiz verbotenen Leihmutterschaft. An diesem Verbot soll nicht gerüttelt werden. Wie Regula Rytz (Nationalrätin Grüne) im SonnTalk vom 29.08.2021 betonte, wäre damit Tür und Tor für die Kommerzialisierung der „Kinderzucht“ geöffnet, was auf keinen Fall zu dulden sei. Das heisst: Lesbische Paare dürfen unbestritten eigene Kinder haben, während Schwule Paare unbestritten keine eigenen Kinder haben dürfen. Gleichberechtigung?

Aus liberaler Sicht ist es ziemlich banal: Mann und Frau können „einfach so“ Kinder bekommen, weil es die Natur so vorgesehen hat. Frauenpaare und Männerpaare können auch Kinder bekommen, aber nur, wenn es der Mensch so vorsieht. Wer jetzt „ja“ zur Samenspende für lesbische Paare sagt, muss in einer wohl noch kommenden Abstimmung zwangsläufig auch ja zur Leihmutterschaft für schwule Paare sagen. Mit diesem Hintergrund ist es verständlich, dass sich eine grosse Minderheit gegen die Vorlage „Ehe für alle“ ausspricht. Und es zeigt einmal mehr, dass jede gut gemeinte politische Beseitigung einer Ungleichheit zwangsläufig neue Ungleichheiten schafft. Denn die Menschen sind nicht gleich, die Menschen sind Individuen.

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